Kontinuierlich oder in Schüben verläuft die chronische Polyarthritis, eine Gelenkerkrankung, die häufig die Finger- oder Zehengelenke betrifft. Im Vordergrund des entzündlichen Prozesses steht die chronische Synovitis (Synovia = Gelenkflüssigkeit) in den Fingergrundgelenken.
Mit dieser Entzündung geht die Bildung von Granulationsgewebe einher, welches in den Gelenkspalt hineinwächst oder auch die Knorpelstrukturen des Gelenkes infiltrieren kann. Schreitet die Erkrankung durch rezidivierende (immer wiederkehrende) oder dauerhafte Entzündung fort, kann es zu einer völligen Zerstörung der Knorpelstrukturen eines Gelenkes kommen. Nicht selten werden auch knöcherne Anteile in die entzündungsbedingte Zerstörung einbezogen. Dadurch kann eine komplette Destruktion des Gelenkes auftreten.
Von dem rheumatischen Granulationsgewebe werden auch die Sehnen, die Sehnenscheiden und die Schleimbeutel angegriffen. In einigen schweren Fällen fallen sogar Organstrukturen der rheumatischen Zerstörung zum Opfer. Unter der Haut (subkutan) bilden sich zunehmend Rheumaknoten aus.
Nach den Ursachen für das Auftreten einer chronischen Polyarthritis wurde lange Zeit geforscht, und viele Fragen sind noch nicht eindeutig beantwortet. Eine Veränderung der genetischen Ausstattung ist relativ sicher, weil die Erkrankung familiär gehäuft auftritt. Im Vordergrund steht allerding ein immunologisches Geschehen, bei dem sich die Abwehrzellen des Körpers gegen körpereigene Strukturen richten.
Zu Beginn der Erkrankung treten meist nur uncharakteristische Symptome auf. Dazu gehört die rasche Ermüdung, Schwitzen und leicht erhöhte Körpertemperatur. Als Zeichen der Allgemeinerkrankung werden auch Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust registriert.
Als charakteristisch für eine chronische Polyarthritis wird die langanhaltende Morgensteifigkeit an den Händen und den Füßen definiert, und die betroffenen Grundgelenke der Hände und Füße sind äußerst druckempfindlich. Mit beginnender Synovitis schwellen die Gelenke spindelförmig an. Spontan auftretende Schmerzen , sowie Bewegungs- und Druckschmerhaftigkeit kennzeichnen die Erkrankung, bei der die betroffenen Gelenke gerötet und überwärmt sind. Die Hand zu Faust zu ballen, fällt schwer und es zeigen sich ein Kraftverlust und Unbeweglichkeit.
Mit zunehmender Destruktion von Knochen und Knorpel, wenn die entzündliche Proliferation auf die Sehnen und Bänder übergreift, verändert sich die Gelenkkapsel und verformt sich. Dabei wird die normale Stellung der Hand verändert, und sie weicht zu lateralen Seite ab (Ulnardeviation = Finger und Hand zeigen zum Ellbogen). Sind die Fingermittel und Endgelenke betroffen, entsteht eine Beugefehlstellung bei gleichzeitiger Überstreckung der Fingergrundgelenke (Schwanenhalsdeformität).
Die Diagnose kann anhand der charakteristischen Symptome mit Unterstützung einer Röntgenaufnahme gestellt werden und Laborbefunde, z.B. ein positiver Rheumafaktor, hohe Entzündungsmarker bestätigen die Diagnose.
Rheumatologen behandeln diese Erkrankung nach den Leitlinien der nationalen Fachgesellschaft, die neben einer Entzündungshemmung durch nicht-steroidale Antirheumatika und Kortisongaben. Um das Fortschreiten zu bremsen, sind Basistherapeutika indiziert und mit der Entwicklung sogenannter Biologika ist ein großer Fortschritt bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis gelungen.
Besonders wichtig sind auch konsequente Bewegungsübungen als physikalische Maßnahme. Dadurch wird verhindert, dass die Muskulatur sich zurückbildet, und die Gelenke möglichst lange beweglich bleiben.