Sommerzeit ist Reisezeit, und die meisten Menschen treibt es in wärmere, subtropische Regionen, um die schönsten Tage des Jahres zu erleben. Die meisten der Reisenden erleben bereits in den ersten Tagen ihres Urlaubs, dass die Verdauung nicht mitspielt: Durchfallerkrankungen in subtropischen Feriengebieten sind an der Tagesordnung. Aber auch eine Verzögerung des Stuhlgang und eine zu geringe Frequenz der Darmentleerung können die Ferientage erheblich beschweren. Die Betroffenen fühlen sich aufgebläht, Übelkeit und Appetitlosigkeit ergänzen die Beschwerden, die von zu geringer Stuhlfrequenz (weniger als zweimal wöchentlich) und hartem, beschwerlich zu entleerenden Darminhalt kennzeichnet ist.
Die Ursachenforschung der Obstipation hat ergeben, dass es viele unterschiedliche Gründe gibt, die entweder einer funktionelle Störung oder auch einer strukturellen Veränderung des Darmes geschuldet ist. In erster Linie ist die Eigenmotorik des Darmes eine wichtige Funktion für den Stuhltransport und die Darmentleerung. Ist die motorische Kolonaktivität (Peristaltik) beeinträchtigt, werden die Zahl und die Amplitude zwischen Relaxation und Kontraktion deutlich reduziert. Dies spiegelt sich wider in einem sehr verlangsamten Transit des Darminhaltes. Es ist noch nicht geklärt, ob die Bewegungsstörung des Darmes mit den histologischen Befunden in Zusammenhang steht, die eine leicht verminderte Anzahl neuronaler Ganglien nachweist, oder ob eine verringerte Zahl definierter Zellen vorliegt. Auch können die Strukturproteine vermindert sein, die bei der Kontraktilität des Darmes mitwirken.
Liegt eine chronische Obstipation bei Kindern vor, ist der Nachweis gelungen, dass die Chloridsekretion in das Darmlumen reduziert ist. Indirekt führt diese Situation zu einer verminderten Wassersekretion in den Darm, so dass der Stuhl extrem hart ist.
Eine weitere Ursache der chronischen Obstipation wird vermutet in einer Beeinträchtigung der muskulären (myogenen) und bestimmter Schleimhaut (epithelialen) Funktionen. Die Wissenschaftler vermuten daraus resultierend eine sensomotorische Ursache (Bewegungsempfinden). So kann ein gehemmter Nervenreflex die normale Aktivierung der Darmbewegung verhindern. Bei normaler Darmbeweglichkeit reagiert das System auf den Füllungszustand des Darmes und ruft einen peristaltischen Reflex hervor (Peristaltik = Darmbewegung), der bei einer bestimmten Darmfüllung zur Darmbewegung führt und die Sekretion von Flüssigkeit in den Darm fördert.
Die Häufigkeit der chronischen Obstipation wird in Deutschland auf fünf Prozent geschätzt. Allerdings existieren nur wenige klinische Studien zu diesem Problem. Ebenso wenig wurde Untersuchungen zur Lebensqualität der Obstipierten, zu deren Ernährungsgewohnheiten und zur Medikamenteneinahme durchgeführt, so dass der Kenntnisstand für diese Zusammenhänge bei Menschen mit chronischer Verstopfung noch gering ist.
Dabei ist die chronische Obstipation eine sehr weit verbreitete Störung der Verdauungsfunktion, die eine große Zahl belästigender Symptome mit sich bringt. Die Verstopfung ist weit davon entfernt eine Befindlichkeitsstörung zu sein. Vielmehr handelt es sich um eine stark beeinträchtigende Erkrankung, an der unterschiedliche Störungen des Darms oder des Beckenbodenbereichs beteiligt sind.
Wir wünschen Ihnen unbeschwerte Ferien ohne Verdauungsstörungen.