Aus welchem Grund viele Menschen auf psychische Belastung oder ein Trauma mit einer Depression reagieren, ist bisher noch immer nicht eindeutig erforscht. Vermutet wird von den Wissenschaftlern, dass durch ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn die Depression begünstigt wird.
Als Neurotransmitter des Gehirns gelten vor allem Dopamin, Serotonin und Noradrenalin, die bei der Regulation der Stimmung, des Verhaltens und der Wahrnehmung eine Rolle spielen. So wird dem Dopamin ein Zusammenhang mit Interessenverlust, Freud- und Antriebslosigkeit angerechnet, während die Noradrenalinkonzentration die veränderte Wachheit, Interesse und Energie negativ beeinflusst. Serotonin wird in Verbindung gebracht mit Angst und Zwangsgedanken.
Zum Ausdruck kommt eine Depression mit einer dauerhaften gedrückten und negativen Stimmung, das Selbstwertgefühl sinkt ins Bodenlose, eine bedenkliche Freudlosigkeit, fehlende Energie und Antrieb gesellen sich dazu. Damit ist die persönliche Beziehung zum sozialen Umfeld erheblich beeinträchtigt. Ein normales Arbeitsleben ist für die Betroffenen in diesem mentalen Tief nicht mehr möglich.
Obwohl die Depression zu den häufigsten psychischen Erkrankungen ist, bleibt sie viel zu oft unerkannt, und wird vor diesem Hintergrund auch nicht behandelt. Das schwer erkennbare Symptomenspektrum und die variable Reaktion jedes depressiven Menschen auf ein verordnetes Antidepressivum verhindern bei einer erheblichen Anzahl depressiver Patienten einen nachhaltigen Erfolg im Sinne einer Heilung.
Die Betroffenen leiden am häufigsten an einer chronischen Depression, die bei unzureichender Therapie zur chronisch rezidivierenden Depression werden kann. Das bedeutet, dass die Phasen einer relativ stabilen Psyche immer wieder abgelöst werden durch mehr oder weniger schwere depressive Episoden. Das Risiko beträgt in diesem Kollektiv etwa 50 Prozent für eine chronisch-rezidivierende Depressionsform.
Weltweit leben mehr als 120 Millionen Menschen mit einer Depression, und deutlich mehr als 20 Millionen davon leben in Europa. Weil aber viele Depressionen unerkannt bleiben, gehen alle Experten von einer hohen Dunkelziffer aus.
In Deutschland, so die Angaben der Statistik, leiden ca. vier Millionen Menschen an dieser psychischen Erkrankung, die allerdings bei weniger als der Hälfte dieses Kollektivs diagnostisch gesichert ist. Eine erfolgreiche Behandlung der Depression besteht bei 250.000 und 360.00 Personen, und dies spricht eindeutig für dieUnterbehandlung dieses als Volkrankheit eingestuften Leidens. Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Depressionen im mittleren Lebensalter im Vordergrund stehen. Richtig ist aber, dass in allen Altersgruppen und in jeder gesellschaftlichen Klasse Depressionen auftreten, bei Kindern und Jugendlichen ebenso wie bei älteren Menschen.
Das diagnostische und therapeutische Problem des Arztes besteht vor allem darin, dass viele Depressive sehr befangen sind, wenn sie über ihre Symptome und eine mögliche Depression sprechen. Es wird immer noch als Schwäche definiert und als Stigma angesehen, wenn ein Mensch aufgrund seiner psychischen Probleme die Hilfe eines Psychiaters oder Psychotherapeuten sucht. Auch deswegen erhalten fast die Hälfte der behandlungsbedürftigen Depressiven nicht die Therapie, die sie brauchen und die wirklich erfolgreich ist.
Dies mündet in dauerhaft gedrückter Stimmung, Freudlosigkeit, Schlaflosigkeit und Lustlosigkeit. Die Folge ist, dass sich die Betreffenden immer mehr aus ihren sozialen Umfeld zurückziehen, keine Interessen oder Hobbys mehr pflegen und oft für lange Zeit arbeitsunfähig werden.
In Zeiten der konstanten Verfügbarkeit, der Rast- und Ruhelosigkeit und einer dauerhaften Stresssituation trifft eine Überlastung aber immer mehr Menschen. Jeden Tag und jede Stunde auf Hochtouren laufen, auf Anforderungen reagieren, dem Druck im Arbeitsleben standhalten und den Stress bewältigen ist eine Herausforderung, die zur vollkommenen psychischen Erschöpfung führen kann, die hormonelle Signalen auslöst, die wiederum das Gleichgewicht der Neurotransmitter stören.
Achtsamkeit und sorgfältiger Umgang mit der eigenen Psyche sind daher eine dringend zu erlernende Maßnahme, um sich vor Depressionen zu schützen.