Schwere Ermüdungs- und Erschöpfungserscheinungen belasten viele Tumorpatienten während der kraftraubenden Therapie und häufig bleiben diese Symptome auch nach der Behandlung noch über längere Zeit bestehen. Dabei handelt es sich oft ein Fatigue- oder das sogenannte Fibromyalgie-Syndrom, das die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigt.
Nach neueren Studien der Sportmedizin können diese Krankheitsbilder deutlich gebessert und die damit verbundenen Beschwerden gelindert werden durch vermehrte körperliche Bewegung und sportliche Aktivität.
Das chronische Ermüdungssyndrom tritt meist in Folge einer Virusinfektion auf und ist mit einer ausgeprägten Abgeschlagenheit und Erschöpfung verbunden, so dass die Betroffenen kaum zu einer anstrengenden körperlichen Leistung motiviert werden können. Zum Nachweis dieser Erkrankung werden laborchemisch die Entzündungsparameter bestimmt, die bei chronischer Ermüdung erhöht sind und einen systemischen Zusammenhang zwischen der Erschöpfung und einer vorangegangenen Entzündung bestätigen. Gesucht wird nach Zytokinen und Interleukinen, die vom Abwehrsystem freigesetzt werden und hormonähnlich wirken. Der Zusammenhang mit dem Zentralnervensystem, wie es die Symptomatik vermuten lässt, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden.
Ähnlichkeit besteht allerdings zwischen dem chronischen Ermüdungssyndrom (Fatigue-Syndrom) und dem Fibromylagiesyndrom, die weit beide verbreitete Schmerzen am gesamten Körper hervorrufen. Diese Schmerzen können ständig die Körperregion wechseln, betreffen aber vorwiegend die Muskulatur. Besonders schmerzhaft spürbar ist dieses Krankheitsbild auch in den Gelenken, aber vor allem in der Rückenmuskulatur. Um einen diagnostisch korrekten Nachweis zu führen, sind bestimmte Punkte am Körper zu untersuchen, die extrem schmerzempfindlich sind (Trigger-Points).
Als Begleitsymptome treten beim Fibromylagiesyndrom ähnliche Beschwerden auf wie bei einer chronischen Erschöpfung: Müdigkeit, Schlafstörungen und Morgensteifigkeit der Gelenke, die nicht selten mit einer rheumatischen Erkrankung verwechselt werden.
Auch Konzentrationsstörungen und Antriebsschwäche werden geklagt, Wetterfühligkeit und wiederkehrende Schwellungen an den Händen und Füßen werden geschildert.
Diese charakteristischen Beschwerden stellen viele Ärzte vor ein Rätsel, und die exakte Diagnose erfordert zunächst den Ausschluss aller organischen Ursachen. Auch eine psychiatrische Erkrankung sollte ausgeschlossen sein, weil einige der Symptome durchaus auch bei Depressionen an der Tagesordnung sind.
Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention gibt bekannt, dass neben einer eingehenden Psychotherapie das regelmäßige, gut dosierte Ausdauertraining als wirksame Behandlung angesehen werden muss. Sie gilt nach den Leitlinien als evidenze-basierte Maßnahme der ersten Stufe. Die Erfolge dieses Trainings sind durch kontrollierte Studien bei diesem Patientenkollektiv dokumentiert. Dabei hat sich gezeigt, dass ein solches Bewegungstraining oft sogar einer medikamentösen Behandlung mit antidepressiv wirkenden Substanzen überlegen ist, die allerdings zusätzlich versucht werden sollten.
Bewegungstraining in warmen Wasser, z.B. Auquajogging ist besonders gut geeignet, weil es die schmerzenden Gelenke entlastet. Zur weiteren Behandlung steht das Bewegungstraining im Vordergrund, das von einer Psychotherapie unterstützt und begleitet wird.
In der Phase einer Chemotherapie bei Krebspatienten entwickelt sich eine besondere Form der chronischen Ermüdung. Um dieser entgegen zu wirken, sollte ein dem jeweiligen Krankheitsstadium angepasstes Ausdauertraining durchgeführt werden. Diese Maßnahmen haben sich gut bewährt, um die negativen Auswirkungen einer Chemotherapie auf unterschiedliche Organe zu reduzieren oder völlig zu beseitigen. Tumorpatienten profitieren von regelmäßiger Bewegung vor, während und nach der Chemotherapie. Die chronische Ermüdung wird gemildert, die Stressbelastung gesenkt und Leistungsfähigkeit sowie die Lebensqualität werden gesteigert.