Seit Jahrzehnten werden die Risikofaktoren der Atherosklerose erforscht und beschrieben. Für die Wissenschaftler wurde immer deutlicher, dass chronischer psychischer Stress als bedeutsamer Auslöser für die Gefäßveränderungen der Atherosklerose gilt.
Stress beeinflusst das vegetative sympathische Nervensystem, und diese sorgt für einen erhöhten Blutdruck und einen beschleunigten Puls. Als direkte Folge davon benötigt das Herz mehr Sauerstoff, der aber bei einer koronaren Herzerkrankung nicht in ausreichender Menge an die Herzmuskulatur gebracht werden kann. Patienten mit einer Verengung der Herzkranzgefäße erleiden in einer solchen Sauerstoffnot leicht einen Angina pectoris-Anfall.
Vom Arzt werden bei diesen Patienten Betablocker verordnet, um den Anstieg von Blutdruck und Pulsrate zu dämpfen und möglichst im Normalbereich zu halten. Dazu hat sich in den letzten Jahren eindeutig gezeigt, dass körperliche Bewegung in sogenannten Herzsportgruppen sowie das Erlernen unterschiedlicher Entspannungstechniken zur Stressbewältigung mit einer deutlichen Verbesserung der Angina pectoris Symptomatik verbunden ist.
Untersuchungen, die das Altern der Zellen erforschen sollten, haben gezeigt, dass der Stress direkt auf die Chromosomen wirkt und die Erbsubstanz beeinflusst. Manche Zellen verändern dann ihre natürliche Funktion und es entwickelt sich eine vorzeitige Zellalterung. In jüngster Zeit konnte belegt werden, dass körperliche Aktivität den Alterungsprozess verlangsamen kann. Dabei wirken die sogenannten Telomere mit, indem sie die Chromosomen bei der Teilung vor einer Veränderung schützen.
Werden diese Telomere durch Stress negativ beeinflusst, geben sie ihren Zellkernschutz auch und die Zelle stirbt ab oder ändert ihre Funktion wesentlich. Häufig produziert sie dann Substanze, die eine Entzündung hervorrufen oder sogar zu einer Tumorzelle werden können.
Daher konnten die Wissenschaftler die Ursache herausfinden, warum sich Stress negativ auf die Zelle und die Erbsubstanz auswirkt. Beim Vergleich von körperlich aktiven und Bewegung-Inaktiven Herzkranken zeigt sich, dass die Telomere bei körperlicher Aktivität wesentlich besser erhalten werden als bei Patienten die ohne körperliche Leistung. Waren beide Gruppen einem identischen Stress ausgesetzt, wurde die negative Wirkung des Stresses auf die Körperzellen kompensiert.
Letztlich wird durch diese Untersuchung eine wichtige Begründung dafür geliefert, warum pschischer Stress als relevanter Risikofaktor für Herz- und Gefäßerkrankungen darstellt, der durch eine regelmäßige körperliche Belastung kompensiert werden kann. Daher empfehlen auch die kardiologischen Experten ihren Patienten ein regelmäßiges Sportprogramm und insgesamt eine Veränderung ihres ungesunden Lebensstils, zu der auch die Ernährungsumstellung zu gesünderen Lebensmitteln gehört. Dabei stehen ein reduzierter Fettkonsum und ein höherer Anteil proteinhaltiger Nahrungsmittel auf dem Speiseplan. Deutlich häufiger sollten Omega-3-Fettsäuren die tierischen und ungesunden Fette ersetzen. Zudem sollten erheblich weniger Kohlenhydrate in Form raffinierter Mehle oder Zucker und anderer Süßigkeiten aufgenommen werden zugunsten einer höheren Zufuhr von Ballaststoffen.
Alterung ist ein urmenschlicher Prozess, den wir alle durchlaufen. Es kommt nur darauf an, dass normales Älterwerden nicht von chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes begleitet wird. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren gehören das Rauchen, das falsche Essen, ein Zuviel an Alkohol und zu wenig Bewegung. Daran können und sollten wir arbeiten.