Akute Schmerzen begleiten jeden Menschen immer wieder im Laufe seines Lebens. Er ist ein wichtiges Warnsignal und weist auf die Anpassung an die physikalische Außenwelt und die soziale Umgebung hin. Oft wird der Schmerz mit Angst und Sorge wahrgenommen, solange die Ursache nicht bekannt ist. Um den akuten Schmerz zu kontrollieren, werden entsprechende Medikamente lokal oder systemisch angewendet.
Verschiedene Schmerzformen bedürfen aber einer differenzierten Diagnose, etwa wenn die Schmerzerlebnisse immer wieder auftreten. Die meisten Kopfschmerzen können nicht auf eine Organerkrankung zurückgeführt werden. Migräne oder episodisch auftretende Spannungskopfschmerzen sowie bei Trigeminusneuralgie ist eine differenzierte Diagnose wichtig, die den Weg zur richtigen Behandlung vorgeben kann.
Eine rechtzeitige Schmerzbehandlung kann verhindern, dass die Symptome chronisch werden und in Form einer Schmerzkrankheit permanent vorhanden sind.
An der Entstehung von chronischem Schmerz sind nicht selten ungünstige Bedingungen beteiligt, die durch psychosoziale und sozioökonomische Einflüsse den Patienten unbewusst erreichen. Es entsteht eine neuronale Hypersensibilität (Überempfindlichkeit) der eine Interaktion von Zentralnervensystem und Immunsystem zugrunde liegt. Es werden Entzündungszellen und Neuropeptid-Moleküle freigesetzt, die an der Verstärkung der Schmerzsymptomatik beteiligt sind. Die körperlichen Schmerzen können durch solche ungünstigen Bedingungen verstärkt werden. Solche Zusammenhänge werden immer wieder bei Interaktion von chronischen Schmerzen mit Depression beschrieben. Der Schmerz führt zu Depressionen, und das Depressive verschärft die Schmerzempfinden. Daraus kann ein Teufelskreis entstehen, aus dem der Betroffene sich nicht mehr selbst herausnehmen kann. Die Behandlung eines solchen Schmerzgeschehens erfordert die enge Zusammenarbeit von Schmerztherapeuten mit einem Psycho- oder Verhaltenstherapeuten.
Das Phänomen der Schmerzempfindung ist von multifaktoriellen Bedingungen geprägt, die neben der sensorischen Empfindung auch kognitive, affektive und psychosoziale Aspekte einbinden kann, die in komplexer Weise miteinander in Verbindung stehen.
So können sich Fehlhaltungen und Muskelverspannung einstellen, Herz-Kreislauf-Symptome . Atem- und Atmungsstörungen sowie eine beeinträchtigte Magen-Darm- Funktion auftreten. Nicht selten beteiligen sich die Hormone, z.B. Adrenalin und Adrenalin, an der Schmerzwahrnehmung und es treten missmutig-traurige Verstimmung oder erhöhte Reizbarkeit des Betroffenen auf. An der Verarbeitung von Schmerzen sind auch zentrale Nervenverbindungen und Neurotransmitter beteiligt. Gerät dieses zentralnervöse System ins Ungleichgewicht, können Schmerzen entstehen oder bestehende Schmerzen verstärkt werden.
Dadurch verändert sich die berufliche und familiäre Lebenswelt des Betroffenen, die Leistungsfähigkeit in Beruf und Freizeit geht ebenso wie das Interesse an seiner Umgebung zurück, so dass letztlich in gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht eine erhebliche Beeinträchtigung vorliegt.
Von guter Lebensqualität kann dann keine Rede mehr sein, sondern soziale Isolierung und Einsamkeit kommen zu der sich verstärkenden Schmerzempfindung hinzu.
Diese Entwicklung sollte unter allen Umständen vermieden werden, indem Schmerzen rasch und effektiv mit einem wirksamen Analgetikum beseitigt werden. Bleiben akute Schmerzsymptome unbehandelt und der Schmerzpatient erlebt eine chronische Schmerzerkrankung mit Auswirkung auf seine Psyche und Veränderungen in seiner Lebenswelt, sind die interdisziplinäre Professionalität und Kompetenz von Schmerztherapeuten und Psychotherapeuten gefragt. Ein interdisziplinärer erarbeiteter Behandlungsplan wird dann erforderlich, der die medikamentöse Therapie ergänzt, indem er den Patienten an der Hand nimmt und aus dem Teufelskreis herausführt.