Wieviel Lastwagen müssen bestückt werden mit Benzodiazepinen um den Hunger der Deutschen auf Schlaf- und Beruhigungsmittel zu stillen? Allein in 2014 wurden in den deutschen Apotheken 18,7 Millionen Packungen Schlafmittel und Medikamente zur Beruhigung verkauft. Die aktuellen Statistiken sprechen von einer hohen Zahl Benzodiazepin-abhängiger Menschen, deren Anzahl zwischen 128.000 und 1,6 Millionen geschätzt wird.
Diese Verbreitung beinhaltet nur die Rezepte der Kassenverordnungen; die ausgestellten Privatrezepte der privat versicherten Personen werden normalerweise nicht erfasst. Stress und tägliche Überlastung im Beruf oder der Familie fordern ihr Tribut und auch die Einbußen des menschlichen Miteinanders und der moralischen Werte macht den Menschen zu schaffen. Bei mehr als einem Drittel der Deutschen jenseits des 50. Lebensjahres werden Schlafstörungen diagnostiziert, von denen Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Mit zunehmendem Lebensalter nehmen offenbar auch die Schlafstörungen zu. Dabei ist nicht allein die Rede von der Schlafdauer, sondern die Schlafqualität und das erholte Aufwachen sind wesentliche Faktoren zur Bewertung des guten Schlafs.
Bestimmte Erkrankungen können den gesunden Nachtschlaf stören: das wiederholte nächtliche Wasserlassen bei Prostataerkrankung; Schlafstörungen bei Demenz und Depression betreffen laut Statistik fast die Hälfte der Betroffenen. Schmerzen sind ein relevanter Schlafstörer, Restless legs und Schlafapnoe-Syndrom gehören ebenfalls in diese Kategorie. Nicht zuletzt tragen viele Menschen durch ungesunde Lebensweise und mangelnde Schlafhygiene, zu ihren Schlafstörungen bei. Zu letzterem gehören die Temperatur und Belüftung des Schlafzimmers, ausgeschaltete Licht- und Geräuschquellen sowie eine bequeme Matratze und das richtige Kopfkissen.
Es besteht allerdings ein nicht zu vernachlässigender Fehler in der Bewertung der Schlafstörung, und dies liegt an der subjektiven Wahrnehmung. Immer wieder wird den Ärzten geschildert, dass man nachts kein Auge zugetan habe, befragt man allerdings das Schlaflabor und sieht das dazugehörende Schlafprofil, wird nicht selten ein normaler Schlafrhythmus und ausreichend gutes Ein- und Durchschlafen registriert. Besonders ältere Menschen halten tagsüber gerne Mittagsschlaf und schlummern auch beim abendlichen Fernsehprogramm immer wieder kurz ein. Die Stunden im Schlaf summieren sich und letztendlich wird eine ausreichende Schlafdauer erreicht.
Die Folge dauerhaften Gebrauchs von Schlaf- und Beruhigungsmittel birgt das Risiko eines Unfalls oder fehlerhaften Verhaltens, weil Kognition und die Konzentration beeinträchtigt werden können. Vor allem haben Benzodiazepine und einige Beruhigungsmittel die Eigenschaft, dass mit dauerhafter Anwendung ein Substanzmissbrauch oder sogar eine Substanzabhängigkeit auftreten kann. Die Nebenwirkungen der Schlaf- und Beruhigungsmittel dürfen nicht unterschätzt werden, und nur wenn gar keine andere Maßnahme mehr hilft, dürfen diese Substanzen für wenige Wochen eingenommen und sollten dann wieder abgesetzt werden.