Migräneanfälle treten in Deutschland mehrere hunderttausendmal täglich auf. So schätzen die Experten mit besonderem Hinweis auf die quälenden Schmerzen bei den Betroffenen. Licht und Lärm werden dabei zur Strapaze, und an einen erholsamen Nachtschlaf ist oft nicht zu denken.
Vielmehr verstärken sich die muskulären Verspannungen bereits im Vorfeld einer zu erwartenden Migräneattacke, weil die alltäglichen Erfordernisse nicht erfüllt werden können, sei es in der Familie oder im Beruf. Still liegen in einem abgedunkelten und stillen Zimmer und sich mit der Schmerzempfindung auseinandersetzen oder abfinden ist die Devise. So sehnen sich die meisten Migränepatienten nach einem wirksamen Medikament zur Verhinderung der Kopfschmerzen, bevor sie allzu stark ins Kontor schlagen.
Nicht selten entwickeln die Betroffenen durch die immer wieder auftretenden und schweren Schmerzen im Kopf- und Gesichtsbereich zusätzlich eine Depression, die zu den häufigsten Erkrankungen der modernen Zeit gehört. Die Erkrankung tritt in jedem Lebensalter auf, Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen, und sie ist eine Begleiterkrankung von unterschiedlichen Diagnosen: Migräne, Herzerkrankung, Parkinson, Diabetes und Adipositas können ursächlich mit einer depressiven Episode zusammenhängen.
Die depressiven Episoden werden eingeteilt in eine leichte, moderate oder schwere Depression. Bei schwerer Form dieser durch Interesse-, Appetit-, Schlaf- und Freudlosigkeit gekennzeichneten Diagnose steht häufig die Gefahr der Selbsttötung (Suizid) im Raum, und es bedarf einer engen, verständnisvollen Begleitung durch einen psychologisch tätigen Arzt, um eine Suizidalität frühzeitig zu erkennen und einen geplanten Selbstmord zu verhindern.
Depressionen sind eine Herausforderung an die gesamte Gesellschaft sowie die politischen Institutionen. Psychotherapeuten und Psychologen finden kaum noch einen Termin für die depressiv Erkrankten, und dies wird deutlich in den nahezu 20 Prozent der Patienten, die sich in einem desolaten Zustand befinden, aber keinen Arzttermin bekommen. Lediglich ein Viertel aller Depressiven werden in Deutschland einer leitliniengerechten Therapie zugeführt. Sie werden in unterstützenden Gesprächen und mit Psychotherapie durch die depressive Episode begleitet, wenn eine mittelschwere bis schwere Depression festgestellt wurde. Die Frage steht im Raum, was mit den restlichen 75 Prozent der Patienten geschieht? Sind sie nur alleingelassen, werden sie von ihren Familien aufgefangen und begleitet oder geben sie sich einer Suchterkrankung hin, indem sie ihre traurige Stimmung mit Alkohol zuschütten.
In unserer Gesellschaft zumindest erhalten sie keine große Unterstützung, vielmehr stoßen sie überall auf Unwissenheit und Vorurteile. Dies führt dazu, dass sich depressive Menschen häufig in sich selbst und ihre vertraute Umgebung zurückziehen, dadurch eine Isolation empfinden, die die Depressivität zusätzlich erschwert. Resigniert suchen sie nicht einmal mehr nach Hilfe und erhalten auch nicht die notwendige therapeutische Unterstützung.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) will die Bevölkerung konsequent informieren und Aufklären zur Depression und fordert die Therapie durch strukturierte und sektorenübergreifende Versorgungsmodelle zu unterstützen.