Der Studienkreis “Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde”, an der Universität Würzburg, dem Medizinhistoriker, Ärzte, Apotheker und pharmazeutische Biologen angehören, hat den Fenchel zur Arzneipflanze des Jahres 2009 gewählt.
Fenchel gehört wie Anis, Kümmel und Liebstöckel zur Familie der Doldenblütler. Die Pflanze stammt aus dem Mittelmeergebiet und bevorzugt warme, feuchte, kalkhaltige Böden. Heute wird sie vorwiegend aus Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Ägypten und China importiert.
Bereits frühe Hochkulturen in Ägypten oder China schätzten den Fenchel als Gemüse und Heilpflanze. In Deutschland schrieb erstmals der Abt des Klosters Reichenau, Strabo, um das Jahr 840 über die Heilwirkungen der Pflanze: So sollte der Fenchel mit Wein oder Ziegenmilch getrunken, die Blähungen des Magens lösen, eine allzu träge Verdauung verbessern und bei Husten hilfreich sein.
Als Arznei werden nahezu ausschließlich seine samenähnlichen Früchte, und gelegentlich auch die Wurzel, vor allem bei Husten und Blähungen eingesetzt. Andere Fenchelsorten, bei denen sich in Erdnähe eine Knolle verdickt, werden als Gemüse gegessen.
Fenchel hat einen typischen Geruch und Geschmack, durch den der Fenchel bei einigen Menschen sehr beliebt und bei anderen sehr unbeliebt ist. Der arzneilich wirksame Inhaltstoff ist im Wesentlichen das ätherische Öl. Dieses sollte zu mindestens 60 Prozent aus dem süßlich schmeckenden trans-Anethol bestehen und auch das eher bittere Fenchon enthalten. Darüber hinaus enthält das ätherische Öl eine ganze Reihe weiterer wirksamer Bestandteile.
Die Wirkstoffe des Fenchels fördern die Beweglichkeit des Magen-Darmtraktes und sind in höherer Konzentration krampflösend. Für Anethol und Fenchon ist außerdem eine schleimlösende Wirkung nachgewiesen.
Fenchel wird medizinisch angewendet gegen unspezifische Verdauungsprobleme, wie etwa leichte krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen. Zum Einsatz kommt er auch bei Entzündungen von Hals und Rachen. Haben Kinder diese Beschwerden, bekommen sie oft Fenchelhonig. Wenn die Ernährung von Säuglingen umgestellt wird, treten unweigerlich Blähungen auf. Zur Linderung bekommen die Kinder dann Fencheltee oder andere Mittel, die Fenchel enthalten.
Um als Arzneipflanze des Jahres gewählt zu werden, muss die Wirkung in gut belegten oder viel versprechenden pharmakologischen und klinischen Studien überprüft sein und auch eine interessante Kultur- und Medizingeschichte haben.
Seit 1999 wurden folgende Gewächse zur Arzneipflanze des Jahres gewählt: