Patienten mit Vorhofflimmern haben ein ausgeprägtes Risiko einen Schlaganfall zu erleiden. In großen Studien wird nachgewiesen, dass im Vergleich zu Personen mit einem normalen Sinusrhythmus Vorhofflimmern das Schlaganfallrisiko um mindestens das Fünffache erhöht. Vor diesem Hintergrund sind die Zahlen bedenklich, die nachweisen, dass nur die Hälfte dieser Gefährdeten eine Medikament erhalten, das einen Schlaganfall verhindern kann.
Vorhofflimmern ist eine Erkrankung des Alters und tritt bei Frauen häufiger auf. Dies bedeutet, dass mit zunehmendem Alter ein Schlaganfall in diesen Kollektiv wahrscheinlicher ist als bei Menschen ohne diese Rhythmusstörung. Normalerweise sollten Patienten einen sogenannten Vitamin K-Antagonisten erhalten, der die Blutgerinnung hemmt und verhindert, dass sich irgendwo im Gefäßsystem Blutgerinnsel bilden, die mit dem Blutstrom in die Gehirngefäße geschwemmt werden. Ein solches Ereignis verstopft die kleineren Gefäße im Zentralnervensystem und das Gehirngewebe wird von der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung abgeschnitten.
Wird ein solches Schlaganfall-Ereignis nicht sofort und unmittelbar richtig behandelt, kostet dies Gehirnsubstanz, die wegen des Sauerstoffmangels zugrunde geht und abstirbt. Je nach dem, welche Region im Gehirn von dem Ereignis betroffen ist, bleiben Schädigungen der Motorik und Lähmungen, Sprachstörungen und nicht selten dauerhafte Behinderungen zurück.
Dies bedeutet, dass das Zeitfenster für eine erfolgreiche Lyse-Behandlung extrem eng ist. Die Lyse-Therapie zielt darauf ab, den Gefäßverschluss sehr schnell wieder aufzulösen und die Durchblutung der betroffenen Region wieder herzustellen. Die Blutgerinnung wird gezielt gehemmt und der Weg für eine lebensrettende Durchblutung wird frei gemacht. Dabei zählt jede Minute, weil die Chance zur Rettung der Gehirnzellen von Minute zu Minute geringer wird.
Beginnt die Lysetherapie in einer sogenannten Stroke-Unit aber innerhalb der ersten zwei bis drei Stunden nach den ersten Schlaganfallsymptomen, werden die schweren Zellschädigungen verhindert und damit der Entstehung einer dauerhaften Behinderung der Motorik, den Lähmungen und Sprachstörungen ein Riegel vorgeschoben. Die großen Erfolge einer solchen beschleunigten Vorgehensweise sind wissenschaftlich nachgewiesen.
Mit neuen Substanzen wie den Faktor Xa-Inhibitoren kann dem Schlaganfall bei Risikopatienten, eben jenen Senioren mit Vorhofflimmern, dieses Schicksal häufig erspart werden. Die tägliche Einnahme einer Tablette hält das Blut in den Blutgefäßen flüssig und fließfähig, so dass ein Blutgerinnsel gar nicht erst entsteht und die Gehirngefäße von einem plötzlichen Verschluss verschont bleiben.
Vorteilhaft sind diese modernen Substanzen, weil im Gegensatz zu den Vitamin K-Antagonisten kein regelmäßiges Gerinnungsmonitoring (Quick-Wert-Bestimmung) notwendig ist, weil diese Substanzen nicht mit Nahrungsmitteln interagieren und unwirksam werden und die Wirksamkeit nicht von den individuellen Faktoren des Patienten beeinflusst wird.
Auch nach einem stattgefunden Schlaganfall, bei dem durch sofortige Lysetherapie das Schlimmste verhindert werden konnte, können die präventiv wirksamen Substanzen eingesetzt werden, um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen. Zusätzlich sollten möglichst alle Risikofaktoren kontrolliert werden, wie z.B. die Blutfettwerte, der Blutzuckerspiegel sowie ein erhöhter Blutdruck, und das Übergewicht sollte nach Möglichkeit zum Normalgewicht reduziert werden.
Sport und gesunde Ernährung sind probate Methoden, die Risikofaktoren zu senken und die präventiven und therapeutischen Bemühungen des Arztes zu unterstützen.