Gehirnjogging wurde bisher vorwiegend als geistige und intellektuelle Arbeit im höheren Lebensalter angesehen, um Konzentration und Gedächtnisleistung zu trainieren und lange zu erhalten. Neu ist das mentale Training zur Leistungssteigerung durch körperliche Aktivität und Sport, mit dem man dem geistigen Abbau regelrecht davon laufen kann.
Nicht allein die geistige Aktivität, sondern die Kombination mit regelmäßigem Sport stimuliert das Wachstum der Nervenzellen und wirkt dem Abbau entgegen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hebt auf der diesjährigen Tagung den Nutzen körperlicher Bewegung hervor, mit der das Risiko neurologischer Erkrankungen wie Schlaganfall oder Alzheimer-Demenz deutlich gesenkt werden kann.
Bewegungsverweigerung und Inaktivität sind verantwortlich für viele Volkskrankheiten und nehmen Platz vier der häufigsten Todesursachen ein, sagte Professor Carl Reimers aus Bad Berka. In Deutschland leiden 1,4 Millionen Menschen an einer Demenz, und diese Zahl könne sich entsprechend der Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2050 verdoppeln, wenn keine maßgebliche Veränderung bei der Prävention und Therapie vorgenommen werde. Reimers stellte eine Studie vor, in der er mit seinen Kollegen einen realen Demenz-präventiven Effekt durch Bewegung epidemiologisch belegen konnte. Das Ergebnis der Auswertung zeigt, dass sich regelmäßige körperliche Aktivität sowohl kurz- als auch langfristig positiv auf die kognitive Leistung auswirkt. Das Risiko für Alzheimer sinkt bei den Senioren um 37 Prozent. Für leichte kognitive Defizite liegt dieser Nutzen sogar bei 46 Prozent. „Dieser Effekt ist unabhängig vom Lebensalter, weil Sport und Bewegung bereits im Jugendalter bereits die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessert.
Kurzzeitige Belastungen bis zu einer Stunde täglich verbessern nämlich die Informationsverarbeitung und Reaktionszeit. Langfristiges Training kann eine Steigerung von Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Merkfähigkeit steigern, sagte Professor Barbara Tettenborn aus St.Gallen.
Weitere Vorteile körperlicher Aktivität finden sich bei der Senkung des Schlaganfallrisikos. Sie wirkt positiv auf eine Hypertonie, sowie den Lipid- und Glukosestoffwechsel.
Die wissenschaftliche Grundlage für den Sport als Therapie sieht Professor Gerd Kempermann aus Dresden in einer Zunahme der Neurogenese (Nervenwachstum/-neubildung), die nicht nur das Wachstum der Gehirnzellen stimuliert, sondern auch die geistige Aktivität steigert. Dabei sollte sowohl körperliches als auch mentales Training kombiniert angewendet werden. Daraus resultiert der Aufbau einer neurogenen Reserve, die dazu beiträgt kongnitiver zu altern und neurodegenerative Prozesse besser zu kompensieren vermag.
„Bewegung und körperliche Aktivität sind ein einfaches und nebenwirkungsarmes Rezept gegen Gedächtnisverlust im Alter, was stärker genutzt werden sollte“, so Kempermann.